Das Pottiwochenende Nr.1

Am letzten Wochenende haben wir uns mit knapp 20 Spielverrückten in der Nähe der Schweizer Grenze getroffen und 3,5 Tage lang gezockt. Und es war mega. Wenn auch das Wetter sich gegen uns verschworen hatte. Bei der Hinfahrt hatten wir noch Mitte zwanzig Grad, vor Ort angekommen sanken dann die Temperaturen und am Freitag setzte dann der Regen ein und blieb uns die meiste Zeit treu. Dabei sanken die Temperaturen in der Nacht in den niedrigen einstelligen Bereich. Aber wir haben uns davon nicht abhalten lassen.

Donnerstag

Aber fangen wir mal vorne an. Am Donnerstag Vormittag ging die Reise los. David „Hobs“ Rimbach und sein Kumple Chris hatten mich abgeholt und wir sind zu dritt weiter in den Süden gefahren. Nach 4,5 Stunden Fahrt, mit einem kurzen Tankstopp, waren wir dann vor Ort. Ein ehemaliger Bauernhof, am gefühlten Ende der Welt, erwartete uns.

Blick von der Terrasse vor unserer Ferienwohnung (am Samstag bei Dauerregen). 3km in diese Richtung und man ist am Rhein und dahinter beginnt die Schweiz)
Blick in die obere Ebene der Scheune, wo von Donnerstag bis Sonntag gespielt wurde
Die Spieleauswahl war ganz ordentlich
In den Taschen am Boden sind noch mehr Spiele

Zuallererst wurde jetzt mal Benni nachträglich zum Geburtstag gratuliert und nach der allgemeinen Begrüßung und dem Verteilen des Gepäcks auf Zimmer und Scheune (Spiele) ging’s dann erst noch mal „kurz“ Einkaufen. Ein paar Sachen für’s Frühstück und noch etwas Knabberzeug.

Danach wurde dann erst mal gegrillt und dann ging es ans Spielen. Zum Aufwärmen gab’s ein paar lustige Runden Secret Hitler, in größerer Runde.

Im Anschluss habe ich dann mit bei einer 5er Runde Raccoon Tycoon mitgespielt. Nachdem ich letzte Woche noch Lizard Wizard auf Tabletopia gespielt habe, konnte ich jetzt mal den Vorgänger ausprobieren. Und es hat richtig viel Spaß gemacht. Vor allem in der großen Gruppe hat das Bieten auf die Eisenbahnen richtig Bock gemacht. Raccoon Tycoon ist ein sehr schön illustriertes Ressourcensammel-Spiel mit dem bereits erwähnten Auktionsmechanismus. Der interessante Kniff ist, dass jedes Mal, wenn man Ressourcen sammelt, einige Ressourcen auf einem Marktboard im Preis steigen. Beim Verkauf fallen die Preise dann wieder. Mit dem Geld kauft man sich dann Gebäude, Städte und bietet auf Eisenbahnstrecken. Lizard Wizard ist übrigens vom Grunde her das gleiche Spiel, mit anderem Artwork und ein paar zusätzlichen Kniffen.

Danach kam dann Blood Rage auf den Tisch. Wieder in einer 5er Besetzung. Das wurde dann aber nur bis zum Ende des zweiten Zeitalters gespielt und tags darauf vorgesetzt.

Freitag

Am Freitagvormittag ging es nach dem Frühstück wieder zurück an die Spieltische. Ich konnte endlich Res Arcana von meinem Pile of Shame holen. Und das Spiel ist so toll, wie die meisten sagen. Nach einer Runde Fantasy Realms, welches ich mir unbedingt kaufen werde, wenn es demnächst von Strohmann Games aus Deutsch rauskommt, und einer Runde Der Widerstand ging’s dann endlich mit dem dritten und letzten Zeitalter von Blood Rage weiter, bevor wir uns dann zu sechst daran machten Twilight Imperium (3. Edition) zu spielen, Benni hatte sich hier richtig viel Mühe gemacht und die Karten mit einer deutschen Übersetzung versehen. Mit Regelerklärung und etlichen, teils längeren Pausen, haben wir von halb zwei bis 23 Uhr an dem Spiel gesessen. Dabei war es mir, während des Spiels, zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Nettospielzeit betrug am Ende ca. 7 Stunden, was ich persönlich, für das Spielerlebnis, nicht zu lange fand. Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall vollauf erfüllt. Ich würde mir das Spiel zwar nicht zulegen, aber jederzeit wieder mitspielen.

Im Anschluß haben Benni, Meikel und ich dann noch eine Runde Nanty Narking gespielt. Ja, das Spiel mag überproduziert sein und damit auch recht teuer, aber mir gefällt es wahnsinnig gut. Auch wegen der tollen Optik. Nanty Narking ist superschnell erklärt und was mir hier besonders gut gefällt ist, dass auf der Spielerhilfe und den Karten eigentlich alles steht, was man zum Spielen wissen muss, mit ein, zwei kleinen Ausnahmen. Man müsste also nicht mal das Regelheft bemühen. Wir haben es zu dritt rund 60 Minuten gespielt und es kam am Wochenende noch einige Male auf den Tisch und hat allen Beteiligten, wenn ich das richtig mitbekommen habe, sehr gut gefallen.

Zum Anschluss des Tages haben wir dann zu acht noch Human Punishment gespielt. Mit knapp 2 Stunden Spieldauer fand ich persönlich es etwas lang, würde es aber, in einer etwas kleineren Runde, gerne noch mal spielen. Vor allem das Artwork gefällt mir sehr gut und ich freue mich schon auf The Beginning. Um halb vier war dann erst mal Schluss mit Spielen.

Samstag

Am Freitagabend ist Florian Pfab, der Autor von Materia Prima, nach zu uns gestossen. Mit ihm und Daminic Sattler habe ich den Samstag mit einer Runde Hero Realms begonnen. Übrigens eines von nur 3 Spielen das ich gewonnen habe. Aber gewinnen ist ja nicht alles. Vor allem nicht, wenn man in so netter Runde so tolle Spiele spielen kann.

Nach Hero Realms hat Florian dann ein kleines Materia Prima Turnier eingeläutet. Das von ihm selbst entwickelte und sehr schön illustrierte Materia Prima ist ein Pickup and Deliver Game. Jeder spielt einen Magier mit einem eigenen Magierturm. Von hier aus zieht er in die Welt, sammelt Elemente, wandelt diese in seinem Turm in höherwertige Elemente um und schafft damit Homunkuli und hilfreiche Ausrüstungsgegenstände. Dabei ist das höchste Ziel jedes Magiers die Erschaffung des Steins der Weissen. Das Spiel endet, wenn einer der Spieler 25 Siegpunkte erreicht hat. Wir haben zu viert anderthalb Stunden gespielt und mir hat das Spiel wirklich Spaß gemacht.

Nach einer weiteren Runde Fantasy Realms haben Florian, Benni, Chris und ich uns dann zu einer Partie Brass Birmingham zusammengesetzt. Außer mir hatte das Spiel noch keiner der Mitspieler gespielt. Brass Birmingham ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Leider habe ich es aber wohl zu gut erklärt, da ich am Ende nur Letzter geworden bin. Allerdings lagen wir 4 punktemäßig extrem eng beisammen. Mich trennten nur 7 Punkte von Chris, der die Runde für sich entscheiden konnte.

Zum krönenden Abschluss kam dann noch The Gallerist auf den Tisch. Wieder in einer 4er Runde, dieses Mal aber mit David Rimbach statt Florian, der wieder nach Hause musste. Keiner von uns hatte Gallerist bisher gespielt und wir haben die Regeln on the fly gelernt. The Gallerist ist eine Komplexitätsstufe unter On Mars, was aber nach wie vor mein Lieblings-Lacerda ist, und vor allem auch deutlich schneller gespielt (90-120 Minuten). Wobei wir für die Erstapartie etwas über 3 Stunden benötigt haben, allerdings auch mit Regeln lernen. Das Spiel spielt sich aber wirklich sehr fluffig. Selbst wenn die anderen Spieler dran sind hat man immer wieder sogenannte Kickout-Aktionen, wenn man von einem Arbeitereinsetzfeld „vertrieben“ wird.

Und meine Lacerda-Serie hält. Auch meine Erstpartie The Gallerist konnte ich für mich entscheiden.

Sonntag
Abreisetag. Aber vor der Heimfahrt mussten wir unbedingt noch David Rimbachs neues Spiel Wutaki ausprobieren. Yassi, Benni, Abi und ich waren dieses Mal zusammen am Tisch. Wutaki ist ein sehr schönes Workerplacement Spiel mit ein paar erfrischenden, neuen Ideen und tollem Artwork. Man kann sich in dem Spiel sehr schön gegenseitig ärgern, was wir zum Teil auch getan haben. Man kann es aber auch friedlich nebeneinander her als Wettrennen um die Punkte spielen. Die Arbeitereinsetzfelder sind eigentlich üppig bemessen und man kommt anfangs recht schnell an Ressourcen, dass kann sich aber auch recht schnell ändern. Man muss nämlich in erster Linie Ressourcen sammeln, um damit Aufträge zu erfüllen oder Einsetzfelder bzw. sein Playboard abzugraden. Weiterhin gibt es Fluchkarten (negativ) und Omenkarten (positiv). Man kann und sollte sich auch während des Spiels weitere Arbeiter anwerben (der Mechanismus ähnelt hier sehr dem von Scythe), kann diese aber auch wieder aufgrund mangelnder Versorgung oder fieser Aktionen der Mitspieler verlieren. Ich freue mich schon auf den Kickstarter in 2021. Für mich ist das Spiel ein must have.

Wutaki mit Yassi, Abi und Benni (Photo: David Rimbach)

Danach ging es dann auf die Heimreise. Abends um 20 Uhr war ich dann wieder zu Hause. Nach einem geilen Spielewochenende, mit vielen ganz tollen Leuten. Wir haben zwar viel gefroren, aber auch viel Spaß gehabt. Im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei.